Kaum zu glauben, dass in dem kleinen «Wöschhüsi» im Berner Mattequartier ein Restaurant Platz hat! Doch genau dort, in dem kleinen historischen Gebäude, veranstalten die zwei Berner Oberländerinnen Kathrin und Jacqueline ein Mal im Monat ihren vegetarischen Supperclub «Speis & Trank». Nur zwölf Personen haben Platz an der langen Tafel im Wöschhüsi und ich Glückliche konnte im April einen der Plätze ergattern.
«Frühling im Teller und im Glas» war das Motto des Abends und so stand das Menü ganz im Zeichen der neuen Jahreszeit. Die Gastgeberinnen von Speis und Trank haben alle Register gezogen und ihre zwölf Gäste mit ganz besonderen Leckereien überrascht. Eine Überraschung ist das Essen im vegetarischen Supperclub übrigens immer. Denn die Karte verrät jeweils nur die Hauptzutaten der Gerichte, nicht aber was genau aufgetischt wird. Was sich an dem Abend hinter «Erbsli, Löwenzahn, Bärlauch, Spargel, Rhabarber und Erdbeere» versteckte, hätte ich wohl niemals erraten. Geschmeckt hat es aber vorzüglich!
Frühling in 4 Gängen bei Speis und Trank
Wie jeder gute Abend begann auch dieser mit einem Apéro. Zum Glas Prosecco gab es erstmal feine Erbsen-Bruschette. Ein bisschen Boden, ein Schlückchen Sekt und schon kannte man alle Gäste des Abends mit Namen und konnte sich erst recht auf das Abendessen in der familiären Runde freuen.
Der erste Gang wurde schlicht mit «Löwenzahn» betitelt. Und als dann der grüne Jungsalat auf dem Tisch stand, war allen klar, es gibt Löwenzahn-Salat. Doch wie falsch wir alle lagen, fanden wir nach ein paar Minuten heraus. Denn einfach ein paar Blätter Löwenzahn in den Salat zu werfen, wäre auch wirklich zu simpel gewesen für die erfinderischen Köchinnen. Diese haben sich nämlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Zum Jungsalat mit Zitronendressing servierten sie Löwenzahn-Pesto, Löwenzahn-Butter und sogar Löwenzahn-Honig. Letzteres war mein Favorit. Denn die Mischung von Zitronendressing und süssem Löwenzahnhonig war einfach himmlisch!
Der zweite Gang war eine Premiere für mich. Denn im Bärlauch-Risotto gab es nicht ein Körnchen Reis! Woraus es bestand? Aus Sellerie! Verfeinert mit Mascarpone und gekrönt mit gerösteten Nüssen. Ich hätte nie gedacht, dass Risotto auch «leicht» sein kann. Die Kombination war sehr lecker. Natürlich muss man Sellerie mögen, denn so markant der Geschmack von Bärlauch auch sein mag, der Sellerie findet seinen Weg zu den Geschmacksknospen trotzdem.
Spätestens beim dritten Gang hatten die beiden Gastgeberinnen mein Herz (und vor allem meinen Magen) erobert. Es gab Spargel! Ich liebe ja Spargel und freue mich alle Jahre wieder auf die Spargelsaison. So wie hier, habe ich ihn aber noch nie probiert – als Spargel Cannelloni. Grüner und weisser Spargel zusammen mit Ricotta, ummantelt mit Pastateig. Dieser war natürlich selbst gemacht, wohlverstanden. Die Hauptspeise war somit ein Volltreffer! Als die Gastgeberinnen mit der zweiten Runde zum Nachschöpfen vorbei kamen, konnte verständlicherweise keiner widerstehen. Spätestens da waren wir wohl alle froh, dass das Risotto kein echtes, schweres Risotto war ?
So, wer jetzt noch nicht genug hat, der darf sich freuen: Denn das Dessert war wahrlich göttlich. Und saisonaler hätte es auch nicht sein können. Den vierten Gang machte eine Rhabarber Tarte mit gerösteten Mandeln und dazu ein Erdbeer-Sorbet aus dem Glas. Ein perfekter Abschluss dieses Frühlingsmenüs! Von der Tarte hätte ich ja gern das Rezept. Ich hab‘ nur Angst davor, herauszufinden, wie viel Zucker tatsächlich drin war. Denn so etwas Leckeres, muss einfach sündhaft sein ?
Wissenswertes rund um Speis und Trank
Wer jetzt genug gelesen hat und selbst mal das feine Menü von Jacqueline und Kathrin probieren möchte, muss sich beeilen. Denn das Dinner findet nur ein Mal im Monat statt und die nächsten Termine sind schon bis auf den letzten Platz ausgebucht. Aber ab Herbst gibt es noch freie Plätze. Die Reservation läuft praktischerweise online über speisundtrank.be. Das 4-Gänge-Menü ist immer vegetarisch und kostet 60 Franken pro Person. Die passende Weinbegleitung macht zusätzlich 25 Franken. Der Preis ist mehr als fair, zumal das Essen wahrlich besonders ist und die Damen auch nicht an der Menge sparen. Es gab bei jedem Gang eine zweite Portion zum Nachschöpfen und auch das Apéro und ein Absacker-Schnäpschen sind im Preis inkludiert. Sehr sympathisch, wie ich finde ?
Das i-Tüpfelchen machen übrigens die beiden Gastgeberinnen. Diese kennen sich schon seit dem Kindergarten und verwirklichen mit Speis und Trank einen kleinen Kindheitstraum. Dass sie mit ganz viel Leidenschaft bei der Sache sind, sieht und schmeckt man sofort!
Wir wurden von Speis und Trank zum Probeessen eingeladen. Vielen Dank dafür Jacqueline und Kathrin!