Wenn mich jemand fragt, was denn mein Highlight aus 3 Monaten Kanada war, ist meine Antwort schnell klar. Natürlich war das unsere Begegnung mit den wunderschönen Polarlichtern im Yukon. Eines vorne Weg, wir sind keine langjährigen Polarlicht-Jäger, nein wir sind Anfänger. Aber wie hat es trotzdem geklappt? Das erfährst du nun im Beitrag.
Nordlichter FAQ: eure Fragen und meine Antworten
Kann man Polarlichter aka Nordlichter auch von blossem Auge sehen?
Das war die wohl meist gestellte Frage drüben auf Instagram, als ich die Bilder das erste Mal gepostet hatte. Ja man kann bzw. wir konnten sie sehen. Wenn man Glück hat und die Aktivität besonders hoch ist, dann sieht man die Polarlichter wie bei uns sehr deutlich. Wir hatten, was die Menge und Intensität anbelangt, die perfekte Nacht erwischt.
Hier zwei Bilder mit den genau gleichen Einstellungen. Das eine wurde zu Beginn der Aktivität kurz nach Mitternacht aufgenommen, die sich dann während einer Stunde auflud und immer stärker wurde. Das zweite Bild war auf dem Höhepunkt der Aktivität entstanden.
Sind die Polarlichter wenn man sie sieht auch so farbig?
Jein… dies kann ich nicht vollständig beantworten. In unserer ersten Nacht war „leider“ gleichzeitig Vollmond. Eigentlich keine gute Voraussetzung für Polarlichter-Sichtungen, weil es einfach zu hell ist. Da die Aktivität (KP-Index) aber extrem stark war, waren sie deutlich sichtbar. Auch wenn nicht ganz so farbintensiv, wie schlussendlich auf den Bildern verdeutlicht.
Übrigens: Polarlichter können unterschiedliche Farben haben, wir hatten in der ersten Nacht das Vergnügen den ganzen Himmel mit hellgrünen und hellgelben Lichtern zu sehen. Beim zweiten Mal sahen wir dann sogar noch pinke und violette Lichter.
Wie stark bewegen sich Nordlichter?
In unserer ersten Nacht war die Aktivität aussergewöhnlich hoch und die Bewegung sehr stark. Ich vergleiche es gerne mit einer Ballett-Aufführung. Die Aurora Borealis hüpften verträumt über den dunklen Sternenhimmel. Magisch! Bei unserer zweiten Sichtung war die Bewegung deutlich geringer.
Wo kann ich Polarlichter sehen?
Es gibt ein paar Faktoren, die die Sichtung begünstigen. Schlussendlich ist es aber auch immer eine Portion Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein! Nordlichter und Südlichter, zusammengefasst unter dem Begriff Polarlichter, treten rund um die Pole auf. Es kann in seltenen Fällen aber auch vorkommen, dass man Polarlichter in Mitteleuropa sieht. Dies ist abhängig von der Sonnenaktivität.
Die Nordlichter ziehen kranzförmig über ungefähr 3 bis 6 Breitengrade rund um den Nordpol. Seid ihr direkt im Zentrum des Sonnensturms ist die Sichtung natürlich wahrscheinlicher.
Voraussetzungen: Wann kann ich Polarlichter sehen?
Man sagt, dass die Chancen für Polarlichter / Nordlichter ab September steigen. Die ganz dunklen Monate, sprich es wird früh dunkel, wie November – Januar sind ideal. Die Saison dauert dann ungefähr bis März. Wichtig ist also auch, dass der Nachthimmel möglichst dunkel ist, je nach Standort kann dies schon ab 20 Uhr der Fall sein oder eben erst um Mitternacht.
Wichtig ist aber auch ein klarer Nachthimmel. Also möglichst keine Bewölkung oder gar Regen. Die Aktivität kann noch so hoch sein, wenn der Himmel bewölkt ist, sieht man nichts.
Nordlichter Vorhersage: Was für Apps kann ich nutzen?
Wir haben bei unserem ersten Versuch zwei Apps (nur auf iOS verfügbar) genutzt. Die Stärke der Sonnenwinde wird über den KP-Index definiert. Alles ab Stufe 4 gilt als Active (bis max. Stufe 9). In unserer ersten Nacht hatten wir das Vergnügen ein Spektakel mit KP-Index 7-8 zu bestaunen. Die Vorhersage des KP-Index ist übrigens ziemlich schwierig und nur als Möglichkeit zu verstehen. Mehr zum KP-Index und verschiedene Foto-Beispiele (bei unterschiedlichen Werten), findet ihr hier.
In welche Richtung sehe ich Nordlichter?
Wie es der Name sagt, sieht man Nordlichter meistens am Nordhimmel. Sind die Sonnenwinde aber besonders stark, verteilen sich die Lichter wie bei uns über die ganze Halbkugel, was ein atemberaubendes und magisches Erlebnis ist!
Foto-Tipps: Wie fotografiere ich Nordlichter?
Wichtig ist eine Kamera an der du manuelle Einstellungen vornehmen kannst und Dinge wie Blende und Belichtungszeit selbst setzt. Du arbeitest am besten mit dem manuellen Modus. Eine gute Kamera (mit geringer Rausch-Empfindlichkeit bei hohem ISO) und ein lichtstarkes (Weitwinkel-)Objektiv sind sinnvoll.
Foto-Einstellungen und Tipps für Nordlicher:
- Stativ: ohne geht gar nichts
- Fernauslöser verwenden, für ein erschütterungsfreies auslösen, wir via App fernausgelöst, wahlweise geht auch der verzögerte Selbstauslöser
- ISO: möglichst hoher rauschfreier ISO Wert, bei Canon habe ich 800-1600 ISO verwendet
- Objektiv: Ein lichtstarkes Objektiv verwenden, von Vorteil weitwinkelig, wir hatten ein Weitwinkel-Objektiv 10-22 mm dabei
- Fokus: das Objektiv auf manuellen Fokus setzen und auf unendliche Schärfe einstellen ∞
- Blende: Den Blende-Wert soweit wie möglich öffnen
- Belichtungszeit: Die Belichtungszeit ist abhängig vom gewählten Blende-Wert, je lichtstärker das Objektiv ist, je weniger Belichtungszeit ist notwendig. Mit Blende 3.5 und ISO 800 habe ich zwischen 15 und 30 Sekunden Belichtungszeit ausprobiert (beachte wir hatten in der einen Nacht Vollmond = viel Licht)
- Spiegel-Vorauslösung: um die Erschütterung zu minimieren und somit die Schärfe noch weiter zu optimieren, kannst du in den Kamera-Einstellung die Spiegel-Vorauslösung (Mirror-Lockup) einstellen.
- RAW-Fotos: ich fotografiere immer im RAW, da man dieses Format nachträglich gut weiterbearbeiten kann.
Ich muss zugegeben, ich bin mit der Schärfe meiner Bilder noch nicht zufrieden. Aber sie sind ok. 🙂 man kann sicherlich noch mehr rausholen, aber für den ersten Versuch bin ich happy. Wer die Polarlicht-Fotografie wirklich erlernen möchte, hier findest du einen Fotografie-Workshop zum Thema „Aurora“ von Light + Byte. Da ich den Kurs nicht selbst besucht habe, kann ich nichts dazu sagen, aber das Angebot ist sicherlich spannend. Die Bilder auf der Website sind genial, oder?
Milchstrasse fotografieren: wie hat es bei mir geklappt
Eines möchte ich auch hier erwähnen, ich bin kein Profi was die Milchstrassen-Fotografie anbelangt. Es war ein erster Versuch mit dem ich momentan ganz zufrieden bin. Ich fasse hier lediglich meine Infos zusammen, wie es bei mir zu den nachfolgenden Bildern gekommen ist. Dies hilft eventuell dem einen oder anderen als Einstieg zum Thema.
Voraussetzungen: Wann kann man die Milchstrasse sehen?
Dies kommt ganz auf deinen Standort an. Auf der nördlichen Halbkugel ist die Milchstrassen-Saison von ungefähr März bis Oktober. Ausserhalb dieser Zeit verschwindet die Milchstrasse hinter dem Horizont bzw. sie ist auf der anderen Seite der Erde sichtbar. Folgende Punkte sind wichtig:
- Saison abhängig vom Standort
- Geringe Lichtverschmutzung: ein möglichst dunkler Standort ist ideal (kein Lichteinflüsse von Infrastrukturen)
- Klarer Himmel
- Kein Mondlicht: Neumond ideal
Schau dir mal folgende Seite an: hier siehst du, wie stark die Lichtverschmutzung auf unserer Erde ist.
Wie finde ich die Milchstrasse?
Zum aufspüren der Milchstrasse und für den richtigen Zeitpunkt der Sichtbarkeit (Mond noch nicht aufgegangen und das Zentrum ist sichtbar) haben wir verschiedene Apps (wir nutzen iOS) verwendet. Jeweils die Vollversionen.
Foto-Tipp: Wie fotografiere ich die Milkyway?
Das Vorgehen zur Milchstrassen-Fotografie ist ähnlich wie bei den Nordlichtern. Nur habe ich hier mit einem weitaus höheren ISO-Wert gearbeitet. Meine Einstellungen sind zwar nicht ideal, aber haben trotzdem ein schönes Bild ergeben. Ein lichtstärkeres Objektiv und eine kürzere Belichtungszeit wären sinnvoll, damit das Rauschen durch den hohen ISO nicht so extrem ist.
Meine Einstellungen (neben den Tipps oben) die ich für die folgenden beiden Bilder verwendet habe sind wie folgt:
Belichtungszeit 30 Sekunden (sollte eher tiefer sein, da sonst die Bewegung der Sterne zu sehen ist), Blende 3.5 und 4, ISO 3200, verwendet habe ich ein 10-22 mm Objektiv
Dieses Bild stammt aus dem Westen von Kanada aus dem Yukon und wurde in einer Nacht mit Nordlichter-Aktivität aufgenommen. Der pinke Streifen in der Mitte und das grün unten sind Polarlichter. Das Zentrum der Milchstrasse war in dieser Nacht kaum sichtbar bzw. hinter den Bäumen/Bergen.
Dieses Bild wurde in Nova Scotia im Osten von Kanada aufgenommen. Wir waren direkt am Meer und da Zentrum war am Horizon knapp sichtbar. Das Umgebungslicht war relativ hoch bei dieser Aufnahme.