Gastbeitrag die Dritte: heute mit Kristina von A Cocktail a day. Wollten wir früher nicht alle Stewardess werden? Bei mir war es zumindest so, deshalb habe ich Kristina gebeten von ihrem «Schoggi-Job» zu erzählen. 😉
Wenn Tage plötzlich 30 Stunden haben, Shopping in New York zum Alltag gehört, man nicht mehr weiss, wo man letzte Woche geschlafen hat und die Städte Anhand des 3-Letters-Codes der Flughäfen benennt, dann ist man inmitten des aufregenden & aufreibenden Leben eines Flight Attendants, im Firmenchargo CCM (Cabin Crew Memeber), zu Deutsch Flugbegleiter/In, in der Schweiz aber immer noch glamourös-altmodisch Stewardess/Steward…
Als mich Nicole gefragt hat, ob nicht Lust habe, einen kleinen Gastbeitrag über meinen Job zu schreiben, habe ich natürlich zugesagt. (1) finde ich Nicole und ihr Blog toll und (2) bin ich nach zwei Jahren Fliegen immer noch wahnsinnig gerne das „Frölein wo Kafi serviert.“ Statt einer Geschichte aus meinem Alltag (die gibt es hier) oder meinen Tipps & Fragen zum Job bei der SWISS (voilà, hier ein ausführliches und gerade erst wieder aktualisiertes FAQ), räume ich an dieser Stelle lieber einmal mit Vorurteilen auf und zeige euch, was für ein Schoggi-Job mein Alltag wirklich ist!
Du bist Flight Attendant?! Mal ehrlich: mit wie vielen Piloten hast du bereits ge…schlafen?
Das ist die Reaktion, die meistens kommt, wenn ich meinen Job erwähne. Zumindest wenn nebst dem Gespräch noch Alkohol vorhanden ist. Dann ist es auch egal, ob mich die Person schon fünf Minuten kennt oder meinen Vornamen bereits wieder vergessen hat. Klar gehören heisse Nächte, dramatische Affären und berauschende Hochzeiten zum Alltag. Genau wie im Spital zwischen Ärzten & Krankenschwester (Grey’s Anatomy anyone?!)…
Ganz ehrlich: natürlich ist es in unserem Job einfacher, sexuelle Abendteuer zu erleben. Denn man lernt viel mehr Menschen kennen als im normalen Alltag – das Team ist bei jedem Flug anders, was auf der Langstrecke oft elf neue Gesichter bringt. Plus 200 Passagiere. Dazu kommt, dass man an Destinationen wie Miami oder HongKong natürlich auch ausgelassen feiert, andere Crews & Expads kennen lernt etc. Wer sucht der findet, in der Luft oft einfacher als auf dem Boden. Wer aber Ansprüche hat oder was Ernstes sucht, der hat genau die gleichen Sorgen und Hindernisse wie in jeder anderen Branche auch.
…aber die Piloten sind schon sexy, oder…
Ähm.. Viele unsere Piloten sind Familienväter und zwischen 40-60. Wer das sexy findet und Kinder mag, bitteschön. Die Jüngeren haben meistens eine Freundin (jep, in 70% der Fälle ist oder war sie Flight Attendant) und lieben Fliegen, Flugzeuge & Sport über alles. Ich mag keine Eifersüchteleien und in meiner Freizeit rede ich nicht gerne über Technik. Also sind Piloten nichts für mich. Zufrieden?
Ja ok. Und du gehst echt immer in NY shoppen?
Nicht nur und nicht immer. In NY mache ich auch Sightseeing und schaue ab und zu ein Musical, Shoppen tu ich ausser in den USA eigentlich auch gerne an unseren anderen Destinationen 😉
Hast du denn immer so lange Layovers?
Nein. In NY habe ich beispielsweise nur 27 Stunden. Das hört sich jetzt nach viel an, ist es aber nicht. Ich rechne vor: LX22 von Genf nach NY fliegt am Mittag um 12:15 in der Schweiz ab. Das heisst, dass ich in Genf spätestens um 10:45 in Uniform und vorbereitet im Briefingsraum sitzen muss, woraus wiederum resultiert, dass mein Wecker etwa um 7 Uhr klingelt. Läuft alles nach Plan, landet das Flugzeug um 3 Uhr Lokalzeit. Dann steigen die Passagiere aus, wir gehen durch die Immigration, fahren in die Stadt zum Hotel. Läuft alle perfekt, bin ich um 16:30 im Zimmer und geniesse kurz die Aussicht aus dem Fenster zum Rockerfeller Center, bevor ich losziehe und die Stadt geniesse. Noch zur Info: die Zeitdifferenz zur Schweiz beträgt sechs Stunden. Wenn ich also um fünf wieder rausgehe ist es in der Schweiz bereits 11 Uhr abends.
Irgendwann falle ich dann ins Bett und bin froh, wenn ich am nächsten Tag bis um 7 durchschlafen kann. Dann beginnt der Spass: 30-Stunden-Tag Ahoi! Shopping-Marathon & Atlantiküberquerung inbegriffen. Ich brauch wohl nicht mehr zu erklären, als dass ich um vier Uhr Nachmittags wieder uniformiert & gepudert in der Lobby sein muss, das Flugzeug um 19:25 abhebt und am nächsten Morgen um 9:00 landet. Kurz nachrechnen: ich bin dann zwar erst 20 Stunden wach, aber weder Zuhause noch im Bett. Und ob ich dann um 12 noch schlafen gehe, hängt immer von meiner Verfassung und dem Wetter draussen ab. Oft relaxe ich Zuhause, putze ein bisschen, backe was Feines und falle dann frühabends todmüde ins Bett.
Aber du hast doch gesagt, ein Schoggi-Job?
Genau, wir verteilen schliesslich auf jedem Flug Schokolade… Für viele Passagiere ein Highlight, für mich eine Erinnerung an die Goldenen Ära der Fliegerei. Aber wenn ich in den Vibe einer fremden Stadt oder die tropische Sonne während des Schweizer Winters geniesse, weiss ich zwar, dass der Glamour verflogen ist, aber auch, dass ich immer noch einen der tollsten Jobs habe. Es kommt halt immer drauf an, was man daraus macht!
Wer mehr über meinen Job wissen will, der findet hier alle Artikel oder darf mir auch gerne eine Mail schreiben. Man sieht sich über den Wolken!
7 Comments
Was ein toller Artikel! Richtig interessant und amüsant 🙂
Liebst, ina
Visit me at Petite Saigon
Very cool guest feature! I follow Kristina’s blog and I think her life as a flight attendant is really cool.
Genial din Blog!!
Freu mich uf meh!
Ach wie spannend! 🙂 Super Gastbeitrag, bitte bitte mehr davon – xo désirée ba
Ein sehr amüsantes Interview. Ich arbeite seit ein paar Monaten selber als Flugbegleiterin für eine Airline in Dubai und kann mich bereits mit ein paar von Kristina geschilderten Situationen identifzieren. Danke für den tollen Beitrag!
De job ish mit abstand de shlimmst uf dere erde.
Super witzig geschrieben! Es ist für mich auch der tollste Job der Welt!
Viele Grüße von einer Stewardess-Kollegin ^^