Vergangenen Mai sind Monsieur und ich nach Südkorea gereist. Grund dafür war unter anderem eine Hochzeitseinladung, die ins Haus getrudelt ist. Und ein Haufen Menschen, welche ich endlich mal wieder treffen wollte. Ich bin 2010 schon mal da gewesen und ein wenig nervös war ich dann schon, obs wieder so toll werden würde, wie es eben mal war…
Ausflugs-Tipp im Osten von Südkorea: Sokcho
Von der Hauptstadt Seoul aus, haben wir verschiedene Ausflüge gemacht. „We have plans – don’t worry“. Mehr liessen unsere Freunde uns nicht wissen. Und so packten wir unsere 3 Sachen und fuhren zu sechst von Seoul aus quer ans andere Ende des Landes. Irgendwo im Nirgendwo steigen wir aus. Sokcho nennt sich dieses Nirgendwo. Wir geniessen eine kleine Auszeit am Meer. Bestaunen Wasser und Abendstimmung. Und dann dieser Yeonggeumjeong Pavillion. Und der Sonnenuntergang. Und wir. Ein wunderschöner Abend, der gar nicht in Worte zu fassen ist.
Nur der Fischmarkt vermag mich nicht zu überzeugen. Ich mag nicht zugucken, wie dem Fisch XY die Augen rausgehauen werden. Zu viele Menschen, zu sehr Fischgeschmack, zu viele halblebendige und halbtote Meeresbewohner. Und obwohl ich Fisch gerne verspeise, so muss ich die armen Tiere so nicht zu Gesicht bekommen. Der Krebs hat übrigens sehr gut geschmeckt, während ich bei der Fischkopfsuppe am liebsten schreiend und weinend weggelaufen wäre.
Übernachtet haben wir zu sechst in einem Apartmenthotel. Es gab nur 1 Bett und das haben wir einem koreanischen Päärchen überlassen. Wir anderen 4 schliefen mit dünnen Decken auf dem Boden. Wir Schweizer haben übrigens herrlich geschlafen – dafür lag das andere koreanische Päärchen, die ganze Nacht hellwach auf dem Boden. Ist halt wohl auch nicht üblich für die ?.
Am Tag danach wollten wir eigentlich zum mehr oder weniger naheliegenden Seorak Berg. Aber das Wetter hat so gar nicht mitgemacht. Hier ist das Foto unglaublicherweise schöner als die Aussicht ?.
Ausflugs-Tipp von Seoul: Suwon
Rund eine Stunde von Seoul entfernt, findet sich Suwon. Eine traditionelle Städte. Wunderschön. Wir laufen durch die Tempel und in einem fand dann gerade eine buddhistische Beerdigung statt. Die Konfession der Koreaner ist unterschiedlich. Mehr und mehr konvertieren zum Buddhismus.
Nach einem Spaziergang durch die Festung, genehmigten wir uns ein ganz spezielles Mittagessen. Suwon ist – neben Galbi (Fleischgericht) – bekannt für nordkoreanische Suppen. Diese war mitunter eine kalte Nudelsuppe. Viel anders als die anderen Suppen schmeckt sie nicht. Mitunter ist immer viel Fleisch und viel Gemüse dabei. Aber doch hatten wir weniger Reis in Südkorea gegessen, als zuerst angenommen.
Ausflugsziel von Seoul: DMC Zone – Die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea
Ungefähr 70 Kilometer von Seoul befindet sich die Grenzzone Demilitarisierte Zone: Die Grenze zu Nordkorea. Ich bin ja bereits 2010 dagewesen und es hat sich ja so einiges entschärft. Während ich 2010 dem EDA noch meine genauen Standorte von Südkorea durchgeben musste, so war es dieses Mal ganz tiefenentspannt. Auch schwedische und schweizerische Aufpass-Soldaten konnte ich – im Gegensatz zu damals – keine sichten. Dort angekommen, erfährt man mehr über den Konflikt, wie und wann alles begonnen hat. Und im Gegensatz zum Amiland (World Trade Museum), verzichtet man auf Schuldzuweisungen, was ich absolut bewundernswert finde. Ebenfalls kann man durch einen 1.70m hohen Tunnel hindurchkriechen. Die Tunnels wurden damals von Nordkorea gebaut um den Süden anzugreifen. Fotos darf man im Tunnel übrigens keine machen. Und mein verwackeltes Foto von 2010 tu ich euch nicht an. Dafür steht man da mitten in dieser Zone und guckt nach Nordkorea. Es heisst, dass dort wo die nordkoreanische Flagge steht, dass es sich dabei nur um eine Propaganda Stadt handelt. Denn laut diversen Berichten, ist nicht mal die Hauptstadt Pjöngjang vollständig ausgeleuchtet resp. mit Strom versehen. Da steht man also in dieser Zone, die übrigens wildes Fauna und Flora verspricht, und guckt rüber nach Nordkorea.
Top-Strände in Korea: Jeju-Island
Nach den intensiven Tagen mit unseren Freunden, waren wir buchstäblich reif für die Insel. So sehr wir sie alle auch mögen, der Kulturunterschied ist doch gross und redet man in 3 Sprachen und mit Händen & Füssen, so kann das einen ganz schön schlauchen. Vom Flughafen Seoul Gimpo fliegen wir nach Jeju-do. Eine wunderschöne Insel, die ich ebenfalls schon 2010 besucht habe. Hallasan, der höchste Berg der Insel, der bestiegen werden kann, wunderschöne Strände, schöne Parkanlagen und Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht.
Pro-Tipp: Unbedingt den internationalen Führerausweis mitnehmen. Denn sonst guckt man in die Röhre was das Mietauto anbelangt. Und so waren wir dann halt mit dem Taxi auf der Insel unterwegs. Immerhin haben wir für 3h Taxifahren und 2h Warten gerade mal zusammen USD 100.00 bezahlt. Übernachtet haben wir im Kensington Hotel. Nicht direkt am Strand, dafür hat’s 3 sehr schöne Pools und wahnsinnig gutes Essen. Baden im Meer liegt aber nicht überall drin. Viele Koreaner haben Angst vor Wasser oder können nicht schwimmen. Daher sieht man oftmals an einem riesen Strandabschnitt, Zig-Koreaner aneinander gedrängelt mit Flügelchen im Wasser. Schwimmt man ein paar Meter daneben, pfeift der Bademeister fast seine Lunge aus dem Leib. Wasser ist ihnen wohl nicht so geheuer ?.
Hochzeit in Korea: Wesentliche Unterschiede zur westlichen Hochzeit
Kurz und knapp. Nicht mein Text dazu, sondern die Hochzeit selber. In 2 Stunden inklusive Essen war alles fertig. Die ganze Zeremonie findet für gewöhnlich in einem dekorierten Konferenzsaal im Hotel statt. In unserem Fall war dass das Hyundai Hotel. Wir waren weit und breit die einzigen westlichen. Plötzlich höre ich ein „Andrea!!!“ um die Ecke. Und da sass ihre Schwester und mitten drin die Braut – meine Kollegin ??. Überschwänglich gratuliere ich ihr schon mal und auch dem Typen neben ihr. Erst später fällt mir der Groschen, dass das wohl der Bruder war und nicht der Bräutigam. Uuuuups Fettnapf ahoi – Sie sehen sich halt eben wirklich alle sehr ähnlich. Aber dem Bruder darf ja auch gratuliert werden ?.
Zur Zeremonie selber: Verstehen tun wir natürlich nicht viel nichts, aber meine Freundin strahlt über alle Backen und das ist doch absolut das Wichtigste. Die Ringe werden ausgetauscht – aber das auch nur, weil dass der Wunsch vom Brautpaar war. An unserem Tisch wurde geredet, TV geschaut und Videospiele gespielt. Was wir als absolute Frechheit empfinden, ist da drüben ganz normal. Übrigens nur ein ganz kleiner Teil sind wirklich Freunde vom Brautpaar. Ansonsten sind es eher Kollegen und Freunde von den Eltern. Prestige-Event durch und durch. So laufen ständig 3(!) Fotografen um das Brautpaar herum.
Das Hochzeitsessen besteht aus einem Buffet – gemeinsam mit 2 anderen Hochzeitsgesellschaften. Und wie gesagt – 2 Stunden später war alles vorbei. Eigentlich wollten wir uns schon verabschieden, aber die Braut und Bräutigam nahmen sich Zeit für uns, denn die Hochzeit war offiziell beendet. Die Eltern gingen nach Hause und so standen die beiden 1 Stunde später frisch geduscht und im Traineranzug bei uns vor dem Hotel. Es ist so super gewesen, die beiden mal wieder zu sehen. Aber auch nach dem 2-Stunden Kaffee-Treff, konnten wir den Namen des Bräutigams noch immer nicht aussprechen ?.
Absurdistan: Kurioses / Kulturunterschiede in Südkorea
Die kleinen feinen Dinge, die das Reisen eben ausmachen. Was haben wir so erlebt? Das muss natürlich nicht für jeden Koreaner resp. für jede Familie gelten und beruht auf keiner Wissenschaft – sondern nur auf unserer eigenen Erfahrung ?:
- Schuhe werden vor der Haustüre abgezogen. Im Badezimmer befinden sich eigene Schuhe – fürs Badezimmer.
- Man wohnt zuhause, bis man heiratet. Nur die wenigsten ziehen vorher aus. Stirbt der Ehepartner früh, zieht man meistens zu den Kindern.
- Es gibt Familien, die einen Hund besitzen und der Kleines und Grosses direkt im Badezimmer macht. No Joke. Nein. Nein wirklich nicht ?.
- Englisch hilft hier manchmal einfach nicht weiter. „SEOUL TRAIN STATION“ endete nur im „Hääää“? Mit Eisenbahngeräuschen und mit Hilfe meiner lieben Mina, hats dann doch noch geklappt – ah und mit dem Kommentar „AAAAA SEOULEEOOOOOOOO“. Falls also mal jemand hinfährt: Seouleeooooo ist der Bahnhof. Also der mit den Zügen.
- Der Trend zur weissen Haut nimmt langsam ab. Die Koreaner sind bedeutend brauner als noch 2010. Mein Eindruck zumindest. Damals hab ich einen koreanischen Zusammenschiss von der Mutter meiner Kollegin erhalten. Ich sei schrecklich braun. Tja Körpertyp halt.
- Essen wird geteilt. Immer. Auch im italienischen Restaurant landet der Teller meistens in der Mitte und jeder isst von dem, was er denn gerade mag. Auch 2 Cola Dosen werden meistens aufgeteilt. Auch wenn dann jeder nur ein Mini-Schlückchen übrig hat. Wenn man dann mehr will, wird manchmal mit ganz grossen Augen geguckt.
- Die Gastfreundschaft der Koraner ist riesig. So waren wir im koreanischen Glacier Express (V-Train) unterwegs und wurden gleich zu Speis und Trank eingeladen. Umgekehrt weiss man allerdings nicht immer, ob sie nun wirklich Freude am Geschenk / Idee / Vorschlag haben. Auf ein „Nein“ verzichten sie nach Möglichkeit und sagen dann eher „I don’t think that this is possible, but we can try“.
Südkorea ist einfach immer wieder eine Reise wert. Ich mag die zahlreichen Orte. Und ich liebe das Essen (nein der Fischmarkt nicht ?). Und wenn die nächste Hochzeitseinladung – das wäre dann die dritte – hereinflattert, werden wir sicher wieder hinfliegen. Bei meinem nächsten Blogbeitrag erzähl ich euch noch meine Tipps zur Hauptstadt, Seoul und verrate euch mein koreanisches Lieblingsessen. Bis dann, dann – und tschüss annyeong?.